Warum unterrichte ich so gerne?
Angefangen hatte es an meiner Schauspielschule, da mussten die ‚Großen‘ mit den ‚Kleinen‘ sogenannte Wiederholungsstunden machen. Warum? Weil man sehr genau erfahren hat, was die Dozenten von uns Studierenden wollten. Ein sehr guter pädagogischer Ansatz.
Mich interessiert die Veränderbarkeit von Strukturen und eingefahrenen Prozessen. Mich interessiert die Möglichkeit, immer und zu jeder Zeit, ‚alles‘ in Frage stellen zu können! Zu verändern, neu und anders zu denken, neue Wege zu gehen.
Im Laufe der Jahre habe ich viele Techniken kennengelernt und selbst ausprobiert. Da hat sich ein großer Methodenbaukasten angehäuft. Heute schaue ich mir Menschen an und frage mich dann: Was können diese von mir in der konkreten Ausbildungssituation bekommen?
Mein Gegenüber steht mit seinen Fähigkeiten und Ideen immer im Mittelpunkt und mit mir auf Augenhöhe. Das heißt, gerade für mich, klar zu sein und zu fordern! Ich will mich mit den Lernenden messen. Etwas gemeinsam entdecken, austauschen und daraus zusammen etwas Neues entwickeln. Möchte Lust auf Veränderung machen. Dabei hilft die Improvisation ungemein. Sie wiegt dich nie in Sicherheit. Sie ist anarchistisch. Sie nimmt dem inneren Zensor die Alleinherrschaft in dem Teil des Gehirns, der für die Kreativität zuständig ist.
Die durch die Improvisation freigesetzte Kreativität schüttelt erst einmal alles tüchtig durcheinander, um es dann wieder neu, komisch, berührend oder auch erkenntnisreich wieder zusammenzusetzen. Zu Ver-rücken. Das ist der Reiz an dem Ganzen.
‚Keep it simple and break the routine!!!‘
Im Englischen sagen Improvisationslehrer gerne ‘Be positive’. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass das in unseren Breiten nicht funktioniert. Das ‚Be Positive‘ führt bei uns zu unnatürlichen Masken und ist kontraproduktiv.
Daher habe ich mich schon früh auf die Begrifflichkeit: ‚Versuche die Dinge, die da kommen, ‚Sinnlich zu BEJAHEN‘ festgelegt. Wir lernen gemeinsam, innere Vorgänge entstehen zu lassen, sie anzunehmen und zu formen. Sie bejahen. Dazu gehören auch konfliktreiche Momente, denen keine Masken zustehen.
Dabei versuche ich zu helfen.
Wie früher im Sportunterricht die Hilfestellung am Barren. Da musste man sich sicher fühlen. Wenn ich gleich springe, bin ich froh, dass da jemand ist, der mich gut unterstützt. Ich hatte immer höllische Angst vor diesen komischen Sprüngen.
Heute nutze ich diese Angst. Das ist es, warum ich gerne unterrichte. Ich möchte jeden Tag über einen anderen Barren springen. Let’s jump!